22. Mirbach-Hof (Kleine-, Zehnt-, Pütz-, oder Neue Hof zu Stockheim) Bauernhof Ostrop

 

 

Neben dem Hahnshof ist er der historischste Hof in Stockheim.
68) Zusammen mit dem Mirbachhof in Stepprath, bildete er seit jeher ein Lehen, das nur gemeinsam von der Mannskammer Heinsberg ausgegeben wurde. Für beide Höfe musste von der Herrschaft ein
„lehenreuter“ abgestellt werden.
Bei der Eheschließung von Daym von Burgau mit Margarete von Drachenfels im Jahre 1437 erhielt der Bräutigam von seinem Vater, Johann von Aue, beide Höfe und die Dörfer Stockheim und Stepprath als Hochzeitsgabe.
69) Der Hof lag etwas näher an der Kirche wie heute auf der Dorfstraße, gegenüber der Tränke – auch „Pütz“ genannt, welcher dem Hof einst seinen Namen gab, später aber zugeworfen wurde.
Die Belehnungen sind bis zum Ende des 18. Jahrhunderts identisch mit den Belehnungen des Mirbachhofs in Stepprath.

Karte von 1856 /57

Auch der „Pützhof“ hat eine bewegte Geschichte. Kurz nachdem die Freifrau von Elmpt am 13. Mai 1686 mit den beiden Mirbachshöfen belehnt wurde und einen stolzen Betrag für die Höfe bezahlt hatte, brannte der Hof am 26. August desselben Jahres nach einem heftigen Gewitter bis auf die Grundmauern nieder. „mit allen früchten daß kein Stein ist stehen bleiben“ Kaum war das Hofgebäude mit großem Kostenaufwand wiedererrichtet, kamen Söldner des Sonnenkönigs Ludwig XIV. und hinterließen eine Stätte der Verwüstung. Anfang der 90iger Jahre des 17. Jahrhunderts wurde der Hof neu errichtet. Auch die zerstörte Scheune wurde wiederaufgebaut, wobei sich die entstandenen Kosten das Haus Burgau und die Stockheimer Pfarre teilten, da die Pfarre Zehntrechte am Hof besaß.Auch auf diesem Hof waren die Thelens seit Jahrhunderten Pächter. 1792 hieß der Pächter Jakob Thelen. Er wurde in der Zeit der französischen Besatzung Munizipalagent für Niederau, Krauthausen, Stocheim, Stepprath und Drove.

„Die Munizipalagenten der Gemeinden von weniger als 5 000 Einwohnern, versehen außer den Verhandlungen an denen sie in der Munzipalität des Cantons teilnehmen, die Polizeigeschäfte in ihren respectiven Gemeinden. – Sie haben in derselben die Übertretungen der Poizeirechte in Verbalprozessen niederzuschreiben, und die von der Munizipalverwaltung gefaßten Beschlüsse zu vollziehen.“
70) Der „Maire (Bürgermeister) Thelen“ ließ mit „Stürmung der Glocken die Meistbeerbten und Pferdeverlustigen“ bald nach Einrücken der „Franken“ zusammenkommen. Es ergab sich, dass 9 Pferde, zusammen an Wert 619 Reichsthaler, verloren gegangen waren, je 2 dem Barth. Thelen und Philipp Hülz, je eines dem Friedrich und Peter Thum, Witwe Andreas Reiler, Wilhelm Dahmen und Matthias Fuhrmann.
Dies wurde von der Gemeinde laut Quittung vom 27. Juni 1796 an Ortsvorsteher Thelen vergütet. Sie nahm zu diesem Zwecke hundert Kronenthaler auf den Busch auf, was die Cantonsverwaltung zu Düren 1. Praerial des 4. Jahres der französischen Republik (1. Mai 1796) erlaubte. Letzteres lautet: Freiheit! Gleichheit! Mitbürger! Cantonsverwalter! Beim Einrücken der Franken Truppen, fort in der Folge verlure dieser Ort durch das Kriegsgeschick 10 Pferde. (Scheint sich also später noch einer gemeldet zu haben) Diesen den Verlust erlittenen Theilen in billigem Werth zu vergüten, ward schon längst nach vorherigem Glockenstürmen von der Gemeinde beschlossen.

71) Am 1. Dezember 1825 erhielten die Eheleute Franz Stupp und Cäcilia Hoffsümmer den Hof auf sechs Jahre Pacht. Als nächster Pächter des nun als Neuer Hof bezeichneten Betriebes erscheint der Stockheimer Ackerwirt Engelbert Hoffsümmer.

Am 13. Dezember 1834 brannte der Hof mit Scheune und Stallungen bis auf die Grundmauern nieder. Das gesamte Vieh, Wagen und Gerätschaften wurden ein Raub der Flammen. Bis zum Wiederaufbau des Hofes, der in den nächsten Jahren erfolgte, lebte Hoffsümmer mit seiner Frau und einem Kind in einem Häuschen, das an seinen Garten anschloss. Glücklicherweise hatte Hoffsümmer seinen Hof kurz vorher, am 19. September desselben Jahres, bei der Frankfurter „Gesellschaft zur Sonne“ gegen Feuerschaden für 14 850 Franken versichern lassen.
Knapp 10 Jahre später, am 19. Februar 1844, wurde der Pachtvertrag verlängert. Am selben Tag wurden die Verputzung der Hofgebäude und zahlreiche Reparaturen und Ausbesserungen vertraglich geregelt.
1910 wurde der „Neuenhof“ mit ca. 500 Morgen Land von der Familie Keyserlink, den damaligen Besitzern von Burgau, an Engelbert Hoffsümmer verkauft. Seit 1942 gehört der Hof in der heutigen Andreasstraße 36 dem Landwirt Heinrich Ostrop-Breick und seiner Familie.

Wohnaus Ostrop vor dem Zweiten Weltkrieg